Seit gut einem Jahr läuft die Biotop-Renaturierung auf dem Gelände des Deutschen Primatenzentrums mit unserer Unterstützung und wir freuen uns sehr, dass hier bereits die ersten Forschungsarbeiten stattfinden konnten. So untersuchten Studierende der Universität Göttingen im Rahmen von zwei Projektpraktika das Gelände im Hinblick auf die Frage, wie wirksam lokale Anreicherungsmaßnahmen sowohl für den Insekten-Reichtum als auch für Vogelgemeinschaften sind.

Als Anreicherungsmaßnahme ist im Hinblick auf unsere Arbeit vor Ort das Aufstellen bzw. Einrichten von Nistkästen, Blühstreifen, Steinhaufen und Teichlandschaften gemeint (wie hier im News-Beitrag beschrieben). Diese Maßnahmen können einen besonders positiven Beitrag für die lokale biologische Vielfalt leisten, wenn sie auf möglichst vielen Privatgrundstücken umgesetzt werden, die dann wiederum als Biodiversitäts-Hotspots Rückzugsmöglichkeiten bieten und darüber hinaus verschiedene Biotope miteinander verbinden.

Großes Potential haben hier vor allem Streuobstwiesen, die allerdings durch intensivere Landwirtschaft immer seltener werden. Dazu sind die verbliebenen Streuobstwiesen oft klein, in Privatbesitz und in der Nähe städtischer Ballungsräume.

Untersuchung 1: Insektenreichtum in Streuobstwiesen

Die Streuobstwiesen in unserem Biotopgebiet boten den Studierenden also einen interessanten Rahmen für ihre Projektpraktika. Dabei  verglichen sie den Reichtum und die Artenzusammensetzung von blütenbesuchenden Insekten auf zwei Streuobstwiesen. Auf einer der Wiesen wurde von Mai bis Juni 2022 eine Blühfläche gesät, die andere Wiese mit einer Rasenfläche diente als Kontrollfläche. Im Juli 2022 wurden für den Zeitraum von einer Woche Gelb- und Bodenfallen aufgestellt, die zweimal nach 48 Stunden geleert wurden, und drei Transektbegehungen durchgeführt. Außerdem wurden die mittlere Vegetationshöhe und -bedeckung, die Pflanzenarten und die Anzahl der Blüten erfasst.

Im Ergebnis wurden keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf die Insektenvielfalt und -abundanz festgestellt. Das lag aber vor allem auch daran, dass sich die Blütenparzelle wegen der anhaltenden Trockenheit im Raum Göttingen nicht wie gewünscht entwickeln konnte und deswegen eine deutlich geringere Blütenzahl und Vegetationshöhe aufwies als die Kontrollparzelle.

Umso wichtiger ist es für uns, unseren Einsatz am Biotop-Gelände fortzusetzen und langfristig weitere Forschungsarbeiten zur heimischen Insektenvielfalt zu ermöglichen.

Untersuchung 2: Vogelgemeinschaften im Biotop

Im Rahmen des zweiten Projektpraktikums untersuchten die Studierenden die Vogelvielfalt im Biotop-Gelände mit zwei Methoden: visuelle Beobachtungen und passives akustisches Monitoring (mit Tonaufnahmen). Dabei führten drei Beobachter gleichzeitig 10-minütige Erhebungen von Vögeln mit Punktzählungen und Tonaufzeichnungsanalysen an drei verschiedenen Orten durch. Schließlich wurden der Artenreichtum und Probenahme-Aufwand sowie die Erfahrung der Beobachter und die Kosteneffizienz der verschiedenen Methoden ausgewertet.

Interessanterweise war die Gesamtzahl der Arten bei Punktzählungen höher als bei Tonaufnahmen, während bei Punktzählungen mehr seltene Arten festgestellt wurden. Die Tonaufnahmen ermöglichten es außerdem unerfahreneren Beobachtern, Ergebnisse zu erzielen, die näher an denen erfahrener Beobachter liegen. Insofern können Tonaufzeichnungsgeräte gerade bei kleineren Naturschutzprojekten sehr hilfreich sein, da sie auch von unerfahrenen Personen und/oder Algorithmen ausgewertet werden können und zudem längere Aufzeichnungszeiträume und wiederholtes Abhören ermöglichen. Die Anschaffung entsprechender Technik ist also auch beim Einsatz des passiven akustischen Monitorings im Bereich der Biodiversitätsforschung eine wichtige Investition in die Zukunft.

Diese Biotop-Bewohner haben die Kamera am Futterspender entdeckt:

Vielen Dank an die Unterstützer des Biotop-Projekts!

Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung
Deutsches Primatenzentrum

Quellen:
Wetterau, R. und Fritsch, T. (2022): Effectiveness of local enrichment measures for insect abundance and richness.
Bücheler, L.; Liesenfelder, H.; Pfeiffelmann, A. (2022): Measuring bird diversity on a small scale: comparison of sound vs. sight.