Alljährlich bedrohen und zerstören Brände die verbleibenden natürlichen Lebensräume Madagaskars. Davon ist auch unser Projektgebiet im Kirindy-Wald akut bedroht. Wegen der Brandrodung zum Ausbau von Anbauflächen hat die Entwaldung in der Region bereits seit 2010 stetig zugenommen und mit fast 10.000 ha innerhalb der Aire Protégée Menabe Antimena (APMA) im Jahr 2018 einen traurigen Höhepunkt erreicht.

Wir unterstützen deswegen verstärkt die Aufrechterhaltung von Waldkontrollen. Da der Kirindy-Wald eine wichtige Touristenattraktion für die Beobachtung von Wildtieren ist, wäre sein Verlust eine Katastrophe für den Tourismus und damit auch für die Wirtschaft in der Region Morondava.

Die aktuelle Entwicklung in Kirindy und den übrigen Trockenwäldern der APMA ist darüber hinaus eine ökologische Bedrohung für ganz Madagaskar. Denn das Gebiet beherbergt mehr als 200 Gefäßpflanzenarten und ist weltweit der einzige Rückzugsort für zwei Säugetierarten, die Madagaskar-Springratte (Hypogeomys antimena) und den Madame Berthes Mausmaki (Microcebus berthae).

Können zerstörte Waldflächen wiederhergestellt werden?

Mit Unterstützung der Fondation Yves Rocher und der Daimler Pro Cent Initiative haben wir mit unserem Partner CNFEREF vor Ort in Kirindy begonnen, abgebrannte Flächen wieder aufzuforsten. Insgesamt 40 Hektar mit fast 50.000 Bäumen wurden dafür in den letzten beiden Jahren bepflanzt. Eine Vielzahl an lokalen Helfern ist in das Projekt eingebunden und liefert die Manpower für die Pflanzaktionen. Das Ziel der Restaurierung ist die Wiederherstellung des Ökosystems. Die Flächen sollen also möglichst nahe an den Ursprungszustand zurückgebracht werden. Ob und inwieweit das gelingen kann, benötigt begleitende Evaluation und Studien über die Entwicklung der Aufforstungsflächen.

Vor diesem Hintergrund unterstützten wir dieses Jahr eine erste Studie, die die Entwicklung der Aufforstungsflächen wissenschaftlich begleiten soll. Die Grundidee ist dabei, auch einen Vergleich zu ursprünglich und intakten, sowie mit sukzessiven Flächen (natürliche Rückkehr standorttypischer Pflanzen) herzustellen. Dies würde langfristig Aufschluss darüber geben, ob ein aktiver Eingriff mit menschlicher selektiver Anreicherungsaufforstung tatsächlich effizienter ist als die natürliche Sukzession.

Durchgeführt wurde die Studie von Sabrina Maminirina, die an der Ecole Supérieure des Sciences Agronomiques der Universität Antananarivo studiert und von Dr. Voahirana Razafintsalama betreut wird.

Sabrina untersuchte insgesamt drei verschiedene Flächen:

  1. Natürliche Waldfläche
  2. Abgebrannte und 2020 aufgeforstete Fläche
  3. Abgebrannte Fläche ohne weitere Eingriffe (natürliche Regeneration, Sukzessionsfläche)

Auf allen Flächen wird mit Hilfe von Kamerafallen und akustischen Rekordern die faunistische Diversität dokumentiert: Welche Arten existieren auf den zerstörten Flächen und welche Arten kommen als erste und überhaupt zurück auf die ehemals verbrannten Flächen? Der zweite Teil der Studie umfasst eine umfangreiche botanische Inventur der drei Flächen. Dabei wird neben der Artenzusammensetzung auch untersucht, wie viele Individuen welcher Pflanzenart pro Hektar vorkommen und wie sich Wachstumsraten und Waldstruktur unterscheiden. Langfristig sollte sich die Waldstruktur der zerstörten Flächen immer mehr dem Ursprungszustand annähern. Auf den aufgeforsteten Flächen erwarten wir eine schnelle Anpassung an den Ursprungszustand.

Interessant ist das Projekt insbesondere auch dadurch, dass es Antworten darauf geben soll, welche Tierarten eventuell durch Samenausbreitung zur natürlichen und menschlich assistierten Regeneration des Waldes beitragen und dadurch die Diversität der Baumarten erhöhen. Hier erwarten wir vor allem Lemuren, aber auch Vögel wie z.B. Papageien. Anhang der ersten Ergebnisse konnten wir bereits nach einem Jahr auf der Aufforstungsfläche einen wichtigen Samenausbreiter, den Verraux’s Sifaka, nachweisen.

Verreaux‘s Sifakas ernähren sich von über 100 verschiedenen Pflanzenarten im Kirindy-Wald und haben somit großes Potential, die Diversität der aufgeforsteten Flächen zu erhöhen. Die Studie wird aktuell noch ausgewertet, aber wir sind gespannt auf die weiteren Erkenntnisse, um unsere Schutzmaßen in der Region Kirindy langfristig auszurichten und die Vielfalt dieser besonderen Wälder nachhaltig zu erhalten.

Mehr über unsere Aktivitäten erfahrt ihr hier:

https://chancesfornature.org/forschung-und-surveys/
https://chancesfornature.org/schutz-des-kirindy-wald/