Eine Mangrove ist ein kleiner Baum, der in Salzwasser an der Küste oder Brackwasser von Gezeitenzonen oder Flussmündungen wächst. Im Gegensatz zu anderen Bäumen sind Mangroven salztolerant und wachsen unter Bedingungen, die für andere Pflanzen tödlich wären. Typisch für sie ist auch das komplexe Wurzelsystem, das teilweise über Wasser zu sehen ist. Weltweit bedecken Mangroven eine Gesamtfläche von 150.000 km². Sie dienen als Brutstätte für Meerestiere und tragen so zum Erhalt natürlicher Fisch- und Krebstierbestände bei.
Warum sind diese Wälder so wichtig für die Umwelt?
1. Mangroven formen eine natürliche Barriere an Küsten und schützen uns vor Wind, Tsunamis und Überflutungen. Diese Schutzfunktion wird immer wichtiger, da extreme Wetterphänomene durch den Klimawandel häufiger auftreten. Um eine starke Barriere zu formen, müssen Mangrovenwälder dicht, intakt und großflächig sein.
2. Dank ihres komplexen Wurzelsystems können Mangroven nach einem Sturm oder heftigem Regen Wasser absorbieren. Boden wie Sand und andere Sedimente wird stabilisiert, Nähstoffe gesammelt und Erosion vermindert.
3. Außerdem filtern Mangroven das Wasser und verbessern die Wasserqualität, indem sie Nähr- und Schadstoffe aus Abwasser absorbieren, die sonst schädliche Algenblüten verursachen würden. Andere Ökosysteme in der Nähe der Mangrovenwälder profitieren von diesem Wasser wie z.B. Korallenriffe und Seegraswiesen, die wichtige Lebensräume für viele Arten sind.
4. Mangroven-Ökosysteme tragen zur Eindämmung des Klimawandels bei, indem sie Kohlenstoff binden. Sie absorbieren bis zu viermal mehr CO² als Hochlandwälder der Erde, helfen also gegen die Klimaerwärmung mit Kohlenstoffspeicherung. Wenn Mangrovenwälder z.B. durch Abholzung verloren gehen, wird CO² freigesetzt und die globale Erwärmung weiter verstärkt.
Wie verbessern Mangroven das Leben der Menschen vor Ort?
Mangroven sind für die Menschen in den angrenzenden Regionen eine wichtige Einkommens- und Nahrungsquelle und tragen entscheidend zum Lebensunterhalt und zur Sicherheit vieler Küstengemeinden bei.
1. Mangroven liefern Brennholz und Holzkohle, die die Menschen zur Energiegewinnung nutzen. Das Material wird auch als Bauholz verwendet. So bauen Anwohner damit zum Beispiel Hütten, Krabbenfallen und Kanus für den Fischfang.
2. Mangroven liefern den Menschen Medikamente, Faser- und Farbstoffe. Einige Mangrovenarten können zum Beispiel als traditionelle Medizin gegen Entzündungen oder Hepatitis eingesetzt werden.
3. Mangroven versorgen die Menschen mit Nahrung, da sie die in den Wäldern lebenden Fische und Schalentiere essen, sammeln und verkaufen. Außerdem bieten Mangroven sichere Brutplätze für viele Fischarten und sind für die Erhaltung der Fischgründe für die örtlichen Fischer und ihre Familien unerlässlich.
4. Mangrovenwälder sind sehr schöne Landschaften und reich an biologischer Vielfalt, was auch Touristen anzieht. Der Ökotourismus kann der einheimischen Bevölkerung Arbeitsplätze bieten und ein Einkommen in ländlichen Gebieten schaffen.
Warum sind Mangroven bedroht?
Die Bedrohungen für Mangroven betreffen viele dieser besonderen Wälder der Erde. Hier veranschaulichen wir sie anhand einiger Beispiele aus unserer Projektregion Menabe Antimena in Madagaskar.
1. Eine wesentliche Bedrohung für das Ökosystem der Mangroven ist die Verschmutzung des Bodens und des Wassers, wenn die Dorfbewohner ihren Müll in der Mangrovenzone und an den nahe gelegenen Stränden entsorgen. Darüber hinaus werden Abfälle wie Plastikteilchen aus dem Meer angeschwemmt. Das ist besonders schlimm, da es mehrere 100 Jahre dauert, bis sich dieses Material zersetzt.
2. Die Überfischung ist ein globales Problem und in Mangrovengebieten wie der Menabe-Region in Madagaskar besonders relevant. Der Lebensunterhalt vieler Einheimischer hängt von der Fischerei ab, aber die Fangmengen sind in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen. Dies bedroht auch das Ökosystem der Mangroven, das viele verschiedene Fischarten beherbergt und perfekte Bedingungen für das Laichen und die Aufzucht des Nachwuchses bietet.
3. Brandrodung ist eine sehr verbreitete Anbaumethode in Madagaskar, wobei die natürliche Vegetation abgeholzt und abgebrannt wird. Häufig entstehen dann Buschfeuer und wenn diese sich ausbreiten, werden auch die angrenzenden Mangrovenwälder zerstört.
4. Wegen des Bevölkerungswachstums in der Menabe-Region sind die Mangrovenressourcen durch eine Ausweitung der landwirtschaftlichen Flächen und nicht nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken bedroht. So werden beispielsweise an der Westküste von Madagaskar immer mehr Mangroven für den Reisanbau gerodet.
5. Entwaldung ist ein großes Problem, da die Nachfrage nach Holz steigt und Wälder abgeholzt werden, um den Bedarf von immer mehr Menschen zu decken. Sie benötigen vor allem Holz zum Bau von Häusern und Kanus oder Holzkohle zur Energiegewinnung (insbesondere zum Kochen in Menabe).
6. Das zunehmende Interesse der Touristen an den Küstengebieten kann zur Abholzung großer Mangrovenwälder führen, wenn beispielsweise größere Hotels und Zugänge zum Strand gebaut werden. So kann nicht nachhaltiger Tourismus das Ökosystem der Mangroven schädigen.
Mangroven in Madagaskar
Chances for Nature unterstützt das Schutzgebiet Menabe Antimena und seine Mangroven, die zu den größten verbliebenen Mangrovenwäldern Madagaskars gehören.
In Madagaskar sind 2 % der weltweiten Mangrovenbestände beheimatet. Sie sind vor allem an der Westküste zu finden und bedecken etwa 1000 km der Küstenlinie. In Madagaskar kommen bis zu 9 verschiedene Mangrovenarten vor (8 in der Menabe-Region), die das besondere Mangroven-Ökosystem bilden, das vielen verschiedenen Tierarten eine Heimat bietet. Das Mangroven-Ökosystem bildet eine perfekte Umgebung als Kinderstube für Fische, Krebse und Garnelen, was sich auf den Fischbestand der gesamten Region auswirkt.
In den Mangrovenwäldern von Westmadagaskar kommen verschiedene endemische und gefährdete Arten vor. Vögel wie die Bernierente (Anas bernieri), der Madagaskar-Seeadler (Haliaeetus vociferoides), der Madagaskar-Reiher (Ardea humbloti), der Hellaugenibis (Threskiornis bernieri) und der Madagaskar-Regenpfeifer (Charadrius thoracicus) nutzen die Mangroven als Nist-, Schlaf- und Rückzugsgebiet. In den Mangroven der Menabe-Region ist auch eine Lemurenart zu finden: der Verreaux-Sifaka (Propithecus verreauxi). Außerdem leben hier der Madagaskar-Flughund (Pteropus rufus) und die vom Aussterben bedrohte Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricate).
Wie wir die Region Menabe Antimena schützen, erfahrt ihr hier.